Historischer Ort

Die Stiftung Naturschutzgeschichte hat ihren Sitz am Drachenfels bei Königswinter sehr bewusst gewählt. Ihr Domizil auf dem Ensemble von Schloss Drachenburg liegt inmitten des faktisch ältesten Naturschutzgebiets Deutschlands. Bereits 1836 wurde der Drachenfels vom preußischen Staat vor der Zerstörung durch Steinbrüche gerettet.

Der Drachenfels und das Siebengebirge sind somit bedeutende Keimzellen für den deutschen Naturschutz. Viele Entwicklungen der Naturschutzgeschichte spiegeln sich hier wider: Von den ersten Schutzmaßnahmen des Staates, über die Formierung bürgerschaftlicher Schutzbemühungen und Proteste, die formalrechtliche Ausweisung zum Naturschutzgebiet, die Einrichtung eines Naturparks bis hin zu Versuchen, das Siebengebirge zum Nationalpark zu erheben.

Christian Georg Schütz: Drachenfels und Rolandseck, 1822

Der Drachenfels mit Burgruine und das Rheintal

Drachenfels

Im Siebengebirge erhebt sich eine der Ikonen der Rheinromantik, der Drachenfels. Diesem eilt der Ruf voraus, er sei der meistbestiegene Berg Europas. Er ist jährlich das Ziel von rund einer Million Menschen, die den 321 Meter hohen Gipfel entweder mit der Zahnradbahn, auf dem Rücken von Eseln oder zu Fuß erreichen. Von hier aus bietet sich ein einzigartiger Blick in das Rheintal, bis zu den Höhen von Eifel und Westerwald sowie in die Kölner Bucht.

Das markante Profil des Drachenfels´ ist eine Folge von Steinbrucharbeiten, die über Jahrhunderte an seiner Rheinseite betrieben wurden. Bereits die Römer hatten hier wertvolles Trachytgestein abgebaut. Im Mittelalter lieferte der Berg das Baumaterial u. a. für den Kölner Dom.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begann die "zweite Karriere" des Drachenfels‘. Die Landschaft wurde nun vermehrt auch unter ästhetischen Gesichtspunkten wahrgenommen. Dichter und Maler entdeckten das wildromantische Ensemble von Fels, Ruine und Wald und machten den Berg weit über die Grenzen Deutschlands populär.

Der Drachenfels gilt zugleich auch als die Wiege des Naturschutzes, denn hier wurde erstmals in Deutschland eine Landschaft um ihrer selbst willen geschützt, lange bevor es Naturschutzgesetze oder Naturschutzbehörden gab. Auslöser waren die Steinbrucharbeiten, die in den 1820er-Jahren am Drachenfels nach längerer Unterbrechung wieder aufgenommen wurden. Als der Steinbruch drohte, den markanten Gipfel mitsamt der mittelalterlichen Ruine zum Einsturz zu bringen, reagierten viele Bürger mit Unmut. Die Gegner des Steinabbaus gewannen einen prominenten Fürsprecher für ihr Anliegen: den preußischen König Friedrich Wilhelm III. Dieser veranlasste 1836 die Enteignung des Gipfels – gegen eine Entschädigung von 10.000 Talern – und untersagte fortan jeglichen Steinbruchbetrieb auf dem Drachenfels.

Die Stiftung Naturschutzgeschichte knüpft mit ihrem Standort auf dem Drachenfels bewusst an diese frühen Bemühungen um den Schutz der Landschaft an.

Johann Adolf von Lasinsky: Ruine Drachenfels, 1828

Hunderttausende von Touristen erklimmen alljährlich den Drachenfels und besichtigen die Ruine der mittelalterlichen Burg

Siebengebirge

Am Drachenfels und an einigen anderen Stellen des Siebengebirges wurden im 19. Jahrhundert Steine abgebaut, die für Gebäude oder die Befestigung von Straßen- und Hafenanlagen verwendet wurden. Die Steinbrüche griffen massiv in das Landschaftsbild ein. Dagegen erhob sich breiter Protest. Zwei Vereine – sozusagen frühe Bürgerinitiativen – gründeten sich: 1869 der Verschönerungsverein für das Siebengebirge (VVS) und 1886 der Verein zur Rettung des Siebengebirges (VRS). Sie beklagten die Verschandelung der Landschaft und prangerten die weithin sichtbaren "Wunden" an, die die Steinbrüche in der Natur hinterließen. Da ein Gesetz zum Schutz der Landschaft mit Sanktionsmöglichkeiten fehlte, blieb den Vereinen nur ein anderer Weg offen: Die Grundstücke, auf denen sich Steinbrüche oder Transportwege befanden, mussten angekauft werden. Um die hierfür nötigen finanziellen Mittel zusammenzubringen, wurden Gelder aus Spendensammlungen, einer Lotterie und öffentlichen Zuschüssen verwandt. Im Laufe der Zeit erwarb der VVS über 800 Hektar im Kernbereich des Siebengebirges.

Schritt für Schritt wurde hier der Steinabbau stillgelegt. 1899 und 1902 verbot schließlich der zuständige Kölner Regierungspräsident jegliche Neuanlage und Erweiterung von Steinbrüchen.

1923, als die gesetzlichen Grundlagen geschaffen waren, wurde das Siebengebirge rechtsformal als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Seit 1958 hat es den Status eines Naturparks. Träger ist der bis heute existierende VVS. 1971 verlieh der Europarat dem Siebengebirge erstmals das Europadiplom, mit dem Naturgebiete von "internationaler Bedeutung und von europäischem Interesse im Hinblick auf den Schutz des natürlichen Erbes und auf die Erhaltung ihres ästhetischen, kulturellen und/oder Erholungszwecken dienenden Wertes" ausgezeichnet werden.

Versuche, diese einzigartige Landschaft zum Nationalpark zu erheben, scheiterten allerdings 2009 an einem Bürgerentscheid.

Als "offene Wunden" in der Landschaft empfanden die Vertreter des Vereins zur Rettung des Siebengebirges die Steinbrüche im Siebengebirge (1886).

1899 führte der Verschönerungsverein für das Siebengebirge eine Lotterie durch. Von den Erlösen kaufte er Grundstücke, um den weiteren Steinabbau zu verhindern.

Schloss Drachenburg

Auf halbem Weg von Königswinter zum Gipfel des Drachenfels‘ liegt das Ensemble von Schloss Drachenburg. Der aus Bonn stammende und in Paris zu Vermögen gekommene Bankier Baron Stephan von Sarter ließ das Schloss in den Jahren 1882 bis 1884 als repräsentativen Wohnsitz errichten.

Der Bau mit seinen zahlreichen Zitaten anderer Stilepochen und seiner kunstvollen Innenausstattung ist geprägt vom Geist der Gründerzeitjahre und ein herausragendes Beispiel für den Stil des Historismus.

Die Geschichte des Schlosses gestaltete sich sehr wechselhaft. Sarter selbst hat das Schloss nie bewohnt. In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg wurde es zu einer Art touristischen "Erlebnispark" ausgebaut – damals entstand auch das Hotel Burghof im "Schweizer Stil".

Die sogenannte Hauptburg beherbergte später u. a. ein katholisches Internat, eine nationalsozialistische Eliteschule und ein Schulungszentrum für Eisenbahner.

In den 1960er-Jahren verfiel das Schloss zusehends. 1971 kaufte der Textilfabrikant und Kunstliebhaber Paul Spinat das Schlossgelände. 1989 erwarb die NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege das Ensemble. Seither wurden umfangreiche Sanierungsarbeiten durchgeführt. Nach deren Abschluss im Jahr 2010 sind die restaurierten und remöblierten Schlossräume wieder zur Besichtigung geöffnet und geben Einblick in gründerzeitliche Wohnkultur.

  www.schloss-drachenburg.de

Empfangssaal von Schloss Drachenburg

Speisezimmer von Schloss Drachenburg

Vorburg

Unterhalb von Schloss Drachenburg an der Nordostseite des Parks liegt die 1883 erbaute Vorburg. Im August 2000 hat die Stiftung Naturschutzgeschichte sie als ihr Domizil bezogen.

Die Vorburg diente ursprünglich als repräsentative Zufahrt zum Schloss. Architektonisch steht sie mit ihrem symmetrischen Grundriss und den wenig gegliederten Wandflächen in einem stilistischen Gegensatz zur Hauptburg.

Nicht behobene Kriegsschäden, Witterungseinwirkungen und jahrzehntelange Vernachlässigung hatten zur Folge, dass das Gebäude zusehends verfiel. Der Zustand war dermaßen desaströs, dass das zuständige Finanzamt die Parzelle, auf der die Vorburg steht, bis 2000 steuerlich als unbebautes Grundstück führte.

Nach umfangreichen Voruntersuchungen begannen 1998 Sanierungs- und Umbauarbeiten an der Vorburg. Für ihre Nutzung als Archiv, Forum und Museum wurden – unter Beachtung der Prinzipien des Denkmalschutzes – einige deutliche bauliche Veränderungen vorgenommen. Das Gebäude wurde hierfür weitgehend entkernt. Im Untergeschoss entstanden Archivräume zur Aufnahme großer Regalanlagen. Der eigentliche Innenhof erhielt eine filigran gestaltete Stahl-Glas-Überdachung.

2002 öffnete das Museum zur Geschichte des Naturschutzes in der Vorburg. Seit 2010 nimmt die neue Dauerausstellung das Erdgeschoss und die erste Etage des Nordflügels ein. Im Südflügel befinden sich ein Museumsshop, ein Bistro sowie Büroräume.

Die Vorburg vor dem Umbau. Von 1998 bis 2000 wurde die Vorburg aufwändig saniert und umgebaut. Der Innenhof wurde unterkellert und zudem mit einem Glasdach überbaut.

Heute haben die Stiftung Naturschutzgeschichte und die Verwaltung der Schloss Drachenburg gGmbH ihren Sitz in der Vorburg.